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Landeabschnitt UTAH
Stand 03.10.2015
Die Küstenzone nordwestlich der Viremündung ist von langen Sandstränden
gekennzeichnet. Entlang der Küstenlinie führte schon 1944 eine Straße nach
Norden. Alle paar Kilometer zweigt hiervon eine Stichstraße ins
zunächst flache und
während der Kriegszeit überflutete Hinterland ab.
An diesen Strandzugängen waren die deutschen Widerstandsnester positioniert
- die Zwischenräume wurden durch zwar relativ schwache Infanteriehindernisse
gesichert, aber die flankierend eingesetzten Schartenstände benachbarter
Stützpunkte reichte bei weitem nicht aus, um ein Anlanden zu
verhindern. Hier hätte man zumindest ein halbes Dutzend
Ringstände mit Kampfwagentürmen und lMG postieren müssen.
Die isoliert liegenden WN, obwohl stärker armiert als die vom
OMAHA-Strand, konnten in der ersten Phase der Landung durch die in vorderster
Linie eingesetzten Kampfwagen relativ schnell niedergekämpft werden,
wozu auch gezielte Jagdbomberangriffe beitrugen.
Vielleicht war es ein Glück für die US-Truppen, daß die Landungseinheiten der
ersten Welle durch einen Navigationsirrtum einige Kilometer zu weit südlich
abgesetzt wurden - im Bereich des Widerstandnestes W 5 bei La Madeleine.
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Denn W 5 war relativ schwach ausgebaut. Der hier abgebildete FT
17 Kampfwagenturm war beispielsweise nur mit einem MG bewaffnet.
Die Aufnahme stammt aus den 70er Jahren - mittlerweile hat sich hier a l l e s
verändert! |
Auch die Artillerie von W 5 war bescheiden: neben einer 8,8
cm Flak waren nur
noch eine 7,5 cm Feldkanone und zwei 5
cm Kampfwagenkanonen eingesetzt. In den musealen Dünen verrotteten lange Zeit die Geschütze,
bis sie 2011 endlich einen angemessenen Platz bekamen.
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Eine der 5 cm Kwk von W 5 kann noch heute besichtigt werden, hier in einer
offenen Bettung aufgestellt (ähnlich der des R 600) [4]. |
Die Unterstände im
ursprünglich geplanten UTAH-Abschnitt bestehen
aus kleineren
Bautypen bis hin zu Doppelgruppenunterständen. |
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Hier ein für den Atlantikwall (mit Ringstand) adaptiertes Westwall-Baumuster:
R 501 für 10
Mann im nördlich anschließenden W 8 am Strand von Andouville [6]. |
Das Bauwerk weist keinerlei
Beschußschäden auf. Durch den angegossenen Ringstand wirkt der (Westwall-)Regelbau
501 sehr massig. |
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Die in Folge weiter nördlich liegenden Widerstandsnester - südlich Varreville -
waren stärker armiert als W
5. Zum Beispiel mit diesem R 677 für eine 8,8 cm Pak 43 im W 9.
Die Landung sollte ursprünglich hier stattfinden, zum Glück für
die US-Truppen verschoben Navigationsfehler, Wind und Strömung die erste Landungswelle nach Süden
auf W 5.Angesichts der ab hier teilweise vollfestungsmäßig
ausgeführten Bauwerke hätten es die Landetruppen wahrscheinlich schwerer
gehabt, Fuß zu fassen. |
Die rechte Munitionsnische des gleichen Schartenstandes.
Das gleichzeitige Vorhandensein mittlerer und schwerer Pak in einzelnen WN
läßt vermuten, daß dieser Strandabschnitt nach dem Bau der ersten Anlagen weiter verstärkt
wurde.
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Zusätzlich zum
abgebildeten Pak-Stand in verstärkt feldmäßiger Bauweise für eine 4,7cm Pak
K 36(t) wurde im W 10 (Varreville Nord) noch ein Schartenstand für Feldgeschütz in gleicher
Schußrichtung erstellt.
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Nach Norden schließt sich ein WN nach dem
anderen an. Die Zwischenräume mit über 500 m Länge sind aber zu groß, um
wirkungsvoll gedeckt werden zu können. |
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Auch wenn in verschiedenen Stützpunkten
6-Schartentürme und sogar ein Maschinengranatwerfer M 19 postiert war - zu
einer wirkungsvollen Verteidigung war dies immer noch zu wenig: diese
Festungswaffen lagen als Einzelbauwerke in benachbarten Widerstandsnestern. |
Man improvisierte fleißig: es kamen
reichlich MG-Drehtürme zum Einsatz, Geschützschartenstände erhielten Ein-
oder Anbauten für Infanteriewaffen und einige Geschütze wurden in
Doppelschartenstände eingebaut, um den Strand in beide Richtungen flankieren
zu können. |
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In Richtung Quinéville nehmen die stärker
betonierten Bauwerke dann wieder ab - der Strand ist hier bei Ebbe bis zu
800 m breit. |
US-Fallschirmjäger wurden an neuralgischen
Punkten des Hinterlandes abgesetzt, um eine Entfaltung der seegelandeten
Streitkräfte auf die westlich liegenden Hügel zu ermöglichen und
ein Eingreifen deutscher Reserven zu verhindern. Das Städtchen Sainte Mèrè-Église wurde zum Wahrzeichen dieser Luftlandeoperation. |
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Einige der landeinwärts liegenden Batterien sollten bereits in der Nacht zum
6. Juni durch luftgelandete US-Truppen niedergekämpft werden. Besonders die
beiden Batterien Marcouf/Crisbeq und Azeville waren dem alliierten Oberkommando
als Gefahr für die Seestreitkräfte ein Dorn im Auge [2, 5].
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Die Batterie Marcouf lieferte sich mehrere Tage lang Duelle mit den
US-Seestreitkräften, wobei diese erhebliche Verluste erlitten. Ein Volltreffer
der Schiffsartillerie setzte aber auch die südliche Kasematte (Regelbau R 683)
außer Gefecht.
Die Aufnahme zeigt den Bau in den 90er Jahren vor Entstehung des Museums.
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Die im R 683 eingesetzten 21 cm Geschütze tschechischer Bauart wurden durch
eine 3,5 m dicke Decke geschützt. Eine Panzerblende
für das Geschütz hätte den Volltreffer in die Scharte zwar nicht verhindern,
aber vielleicht dessen katastrophale Wirkung mildern können.
Der Deckeneinsturz ist aber auf Testsprengungen der US-Pioniere nach den
Gefechten um die Batterie zurückzuführen.
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Der Handstreich auf beide Batterien mißlang. Dieser Fehlschlag war
nicht nur auf das falsche Absetzen (schlechte Absprungbedingungen in der Nacht),
sondern auch auf die Kampfkraft und den Durchhaltewillen der
Batterien Azeville und Marcouf zurückzuführen. Als nach mehreren Tagen heftigster Gefechte die Lage unhaltbar
wird, schlägt sich die restliche Besatzung von Marcouf (78 Mann) unter
Zurücklassung von 21 Schwerverwundeten und einem Sanitäter durch das
Überschwemmungsgebiet zum Artillerie-Gefechtsstand bei La Pernelle durch.
Zu diesem Zeitpunkt war die Besatzung von Marcouf bereits völlig
isoliert, weil der letzte Waffengefährte - die Batterie Azeville - nach der
Kapitulation bereits in Hand der US-Truppen war.
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Batterie Azeville:
Schartenfront eines der südlichen R 650. So sah das Bauwerk kurz vor
der Museumseröffnung aus. Die Vegetation ist bereits beseitigt.
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Batterie Azeville:
Die Rückseite eines der südlichen R 650 vor der Museumseröffnung
[5].
Heute ist diese Rückseite sauber planiert, Rasen wurde gepflanzt, eine
Zufahrt samt Parkplatz gebaut und der Eingang mit einer modernen
Betonmauer versehen.
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Die ersten Angriffe auf die Batterie Azeville am 6.6.1944 erfolgten durch luftgelandete
US-Truppen. Bis zum 9.6.1944 hielt die Batterie den täglich erfolgenden
Angriffen mittlerweile seitens seegelandeter Kräfte stand. Nach einem Angriff
mit Flammenwerfern, der die Bereitschaftsmunition eines
Geschützstandes in Brand setzte und zur
Explosion brachte, ergab sich die Batteriebesatzung.
Zur Vertiefung:
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