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Die Batterie Dietl
Stand 08.11.2021
Die Batterie DIETL liegt auf der Insel
Engeløya, die seit etlichen Jahren mit dem Festland durch eine kleine Brücke
verbunden ist. Aber auch dieses liegt isoliert und ist von der E 6 aus nur durch den "Steigen"-Tunnel
zu erreichen, der nahe beim Rastplatz Vassmo (wegen der dortigen Felsritzungen
ein beliebter Halteplatz auch bei
Bustouristen) die Rv 835 durch das
Bergmassiv führt.
Im Gegensatz zum militärischen Terrain der Schwesterbatterie
bei Harstad kann man sich auf dem hiesigen Batteriegelände frei bewegen. Dies
ermöglicht dem Besucher, sich ein Bild von der topographischen Anordnung einer
Schwerstbatterie in offener Bauweise zu machen. Leider haben sich in den letzten
20 Jahren die Souvenirsammler den Umstand der freien Begehbarkeit auch zunutze
gemacht - und mitgenommen, was die vom norwegischen Staat beuaftragten
Aufräumkommandos und dann anschließend die Bevölkerung in den Jahren nach dem Krieg
übrig ließen.
Die Batterie war mit 3 Geschützen
40,6cm SK C/34 bewaffnet, die in
offenen Bettungen des Marineregelbautyps S 384
montiert waren und den Vestfjord vor alliierten Streitkräften weiträumig
abzusichern hatten. |
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Die Batterie wurde in der
Nachkriegszeit vom norwegischen Militär verkauft und die Stahlteile, also
auch die Geschütze, der Verschrottung zugeführt.
Nach dem Krieg "verteilte" sich wahrscheinlich ein großer Teil der
übriggebliebenen Einrichtungen auf die Bauernhöfe der Insel.
Heute ist die Batterie ein Freilichtmuseum,
die mittlere Bettung kann als Museumsbettung (10h-18h)
besichtigt werden. |
Das rechts abgebildete SEA (vor dem
Munitionszugang der Museumsbettung) wurde in jüngster Vergangenheit vom
falsch verstandenen Festungstourismus gefleddert und mittlerweile einem
Landwirt übereignet. |
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Die Museumsleitung versucht immerhin,
die von den Schrotthändlern bei der Demontage vergessenen
Einzelteile im Inneren der Museumsbettung zu retten. Man könnte diese
Einrichtungsgegenstände durch Funde in den beiden Nachbarbettungen ergänzen
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Der Maschinensaal wurde
einigermaßen rekonstruiert und mit den damaligen Aggregaten belassen. |
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Leider ist in den letzten Jahren ein
gewisser Schwund beweglicher Einzelteile selbst im Museumsbunker festzustellen, so auch bei den
Heißwerkzeugen. |
Der Pflegezustand der eingebauten
Geräte im Leitstand und in den Bettungen läßt leider auch mehr und mehr zu wünschen übrig. Von den
Schalttafeln ist nach der Verschrottungsaktion kaum noch etwas erhalten
geblieben. |
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So waren die Warmwasserboiler 2001
auch noch besser in Schuß. |
Die Munitionsräume wurden mit einigen
Einbauteilen ausgestattet. |
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Die Begehung des weiträumigen Geländes ist
- bei genauem Hinsehen - trotzdem noch spannend: überall findet man Hinterlassenschaften der deutschen Besatzung.
Mittlerweile ist aber immer mehr aus dem freien Gelände verschwunden. Leider
nicht ins Museum, dem wir die zahlreichen Fundorte gemeldet hatten.
So war auch der links abgebildete Netzgeräterahmen zur Aufnahme der fast
100kg schweren Netzgeräte NA I 62 und NA II 62 (für das FuMO 214) 2018 nicht
mehr zu finden.
[http://www.cdvandt.org/10-F-036.pdf] |
Ein Beispiel, wie schnell auf einmal der
(natürliche) Verfall ist:
Diesen Mülleimer der Deutschen haben
wir 2001 fotografiert. |
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Nur 10 Jahre später, nachdem er fünfzig
Jahre zusammengehalten hatte, ist er in sich zusammengefallen. |
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Die Batterie Dietl weist hunderte von Befestigungsresten auf.
Auf der Skizze sind nur die wichtigsten Anlagen erfaßt.
Die Reste des zur Feuerleitung der Batterie eingesetzten FuMO
214 (Seeriese) sind noch vorhanden. Das Wunschdenken wäre,
hier einen der noch europaweit in militärhistorischen oder technischen Museen vorhandenen
Würzburg-Spiegel zu reinstallieren. |
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Teile des Parabolspiegels des FuMO 214 lagen
bis 2017
noch am Hügelfuß, in dessen Senke sich einige Baracken der Besatzung, für
die Auswertung und für die Stromerzeugung befanden. |
Der etwas rückwärts eingebaute R 608 sollte als Vermittlungs- und Maschinenstand dienen, wurde aber nie fertiggestellt und zeigt somit interessante Details der letzten Bauphase.
Überall sind im Gelände leichte Wohnbunker
zu finden, die den Alarmbesatzungen der Verteidigungsstellungen, vor allem
den in Bereitschaft liegenden Fla-Bedienungen
Unterkunft boten. |
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Die Batteriebesatzung selbst war in Baracken
untergebracht, von denen hier und da noch ein Fundament erhalten geblieben
ist. Der Selbstschutz der Batterie beschränkte sich auf Flugabwehr- und
Infanteriestellungen in feldmäßigen Erdkampfanlagen. |
Hier und da findet man noch einen
betonierten Ringstand im Gelände, um ein MG oder einen mittleren
Flammenwerfer zum Einsatz bringen zu können.
Schwere Kampfbunker für sMG, Granatwerfer oder Feldgeschütze bzw.
Panzerabwehrkanonen sucht man vergebens. |
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Steht man letztendlich weit im Westen auf dem Leitstand der Batterie, sieht man auf den vorgelagerten Schären weitere Befestigungsanlagen. Es handelt sich hierbei um die mittelschwere Seezielbatterie Stranden sowie um Flakstellungen nebst infanteristischen Kleinanlagen.
In der angrenzenden Ortschaft Bø, die sich
in den Talkessel auf der Nordseite des Engeløya-Massivs schmiegt, waren vor
allem die Zwangsarbeiter untergebracht, die am Bau der Batterie eingesetzt
waren. Die Geschützrohre und anderes sperriges Material wurden im winzigen
Hafen von Bø, an einem von den Deutschen gebauten Entladepier, von den
Transportkähnen entladen. |
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Kurz vor dem östlichen Paßausgang des
Talkessels befand sich ein Barackenlager für die Besatzungen von Kleinst-U-Booten,
die den Vestfjord nutzende alliierte Schiffsverbände angreifen und deren
Vordringen nach Narvik verhindern sollten. Von diesen Baracken sind die Fundamente noch
erhalten. Die Garagen für die Kleinst-U-Boote existieren ebenfalls noch und
werden heute landwirtschaftlich genutzt. Der östliche Paß wurde durch
Erdkampfanlagen, darunter ein Ringstand, gesichert.
Am Westausgang des Talkessels war ein Flugabwehrzug stationiert, der auch
die Zufahrtsstraße zu sichern hatte. Bei genauem Hinsehen kann man die Reste
der Erdwälle, die um die Geschütze herum aufgeschichtet waren, noch
erkennen.
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Alles in allem dürfte ein ausgiebiger Besuch des gesamten
Terrains samt Anfahrt (von der E 6) einen ganzen Tag in Anspruch nehmen,
Verpflegungsmitnahme ist also angeraten (die abgebildete Flasche
Trinkbranntwein ist mittlerweile auch "weggefunden" worden).
In Steigen gibt es einen kleinen
Einkaufsladen. Einen Kaffee kann man auch im Museumsbüdchen der Batterie
Dietl trinken. Die äußerst sympathische skandinavische Angewohnheit, überall Waffeln anzubieten,
habe ich in den letzten Jahren leider vermißt.
Übernachtungsmöglichkeiten auf/bei Engeløya bietet ein nahegelegenes Anglercamp
oder das Hafendörfchen Bogøy am Fuß der Engeløy-Brücke (noch auf dem Festland). |
Nicht nur anläßlich eines Besuches
empfehlen wir den Erwerb unseres
DAWA Sonderband 24 -
Die Batterie Dietl
(erhältlich in norwegischer oder in
deutscher Sprache für je 6 €) Wir
beschreiben darin intensiv die Batterie und deren Bauwerke, deren Anlage sich
grundlegend von den kasemattierten Schwerstbatterien in Frankreich
unterscheidet.
Zur Vertiefung:
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