Deutsches Atlantikwall-Archiv

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Der Atlantikwall in den Niederlanden

Stand 08.11.2021

Die Strände der Niederlande und die Landperipherien der ehemaligen Festungsbereiche sind auch heute noch stellenweise mit erhaltenen Bauwerken des Atlantikwalls bestückt. Ja, es werden sogar wieder mehr, denn unsere niederländischen Festungsfreunde sind äußerst rege und graben - oft mit Unterstützung der öffentlichen Hand - ganze Stützpunkte wieder aus, um diese danach der Öffentlichkeit als Freilichtmuseum zugänglich zu machen.

Nebenpeilstand auf Texel [Karl-Heinz Blümel / Köln]

Panzersperre Kornwerderzand

Beginnen wir auf den westfriesischen Inseln, die das Vorfeld zweier Festungsbereiche (Delfzijl/Emden und Den Helder) flankierten. Grundsätzlich befanden sich Stellungen jeweils am Ost- und Westende jeder Insel, einige waren mit Funkmeßgeräten ausgestattet, um nach Deutschland einfliegende Bomberverbände zu orten, andere besaßen schwere Flugabwehrbatterien. Am stärksten befestigt waren Terschelling und Texel. Erhalten sind hier und da noch Regelbauten für leichte Flugabwehrzüge, einige Ringstände und feldmäßige Anlagen. Ein Inselspringen hierfür lohnt nicht, aber anläßlich eines Urlaubsaufenthaltes auf einem der Eilande läßt sich noch so mancher Fund tätigen.
Hochinteressant - und zudem in einem exzellenten Zustand erhalten - sind die Befestigungsanlagen an den beiden Enden des Abschlußdeiches, der das Ijsselmeer gegen die Nordsee abschirmt. Auf jeden Fall sollte die östliche der beiden holländischen Werkgruppen (Kornwerderzand) besichtigt werden, die schon seit Jahren als Museum deklariert ist.

R 612 ohne Flankierungsmauer bei Kornwerderzand - einmal anders  R 667 mit 5cm Kampfwagenkanone

Die Museumsbetreiber haben die Werke neu eingerichtet und hervorragend restauriert. Die Kämpfe hier waren 1940 aufgrund des nahen Waffenstillstandes nur von kurzer Dauer. Die Deutschen waren auch hier rege im Bau von Atlantikwall-Befestigungen. Von diesen Bauwerken ist ein R 667 mit 5 cm Kampfwagenkanone wieder originalgetreu hergerichtet worden.
Die Bauwerke der westlichen Dammsicherungsgruppe bei Den Oever sind frei begehbar.

Der Bereich zwischen den Festungen Den Helder und Ijmuiden kann (vom grob Interessierten) fast vernachlässigt werden - hier sind nur noch wenige Anlagen erhalten geblieben. R 612 in Petten
R 617 in Alkmaar R 668 in Egmond-aan-Zee

Die Festung Ijmuiden stellte einen wichtigen Teil der Atlantikwall-Befestigungen in den Niederlanden dar. Hier sind auch noch verhältnismäßig viele Bauwerke, darunter viele Panzerabwehranlagen, erhalten, wovon etliche frei begehbar sind.

Walzkörpersperre [DSK]

An dieser Stelle sei der Hinweis gestattet, daß man die ausgeschilderten Naturschutzgebiete und vor allem die damit verbundenen Verbote strengstens beachten sollte. Empfindliche Strafen drohen bei Nichtbeachtung!

Das Zwischengelände von Ijmuiden bis Hoek van Holland war stark landungsgefährdet. Ein erfolgreich gelandeter Feind hätte die Wahl gehabt, flankierend die Hafenstadt Rotterdam oder die Hauptstadt Amsterdam anzugreifen. 

 

Dementsprechend stark waren die Sicherungen des Atlantikwalls. Um die Küstenorte Zandvoort, Noordwijk, Katwijk und Scheveningen (Den Haag) zu schützen, wurden hier starke Stützpunktgruppen errichtet, deren artilleristischer Kern immer von Marineküstenbatterien gebildet wurde.

Munitionsbunker der MKB Katwijk

 
Fort Hoek van Holland Im Raum Hoek van Holland ist vor allem der Besuch des Forts Hoek van Holland zu empfehlen (z.Zt. nur außen möglich) - aber auch die erhaltenen Anlagen der StpGrp Scheveningen locken.
 
Die Anlagen auf der Halbinsel De Beer wurden zugunsten des neuen Hafens - dem Europoort - geschleift. Indes, im Landesinneren haben einige Bauwerke die Modernisierungsmaßnahmen überlebt. Ringstand bei Zwartewaal

Freunde älterer Festungsanlagen kommen beim Besuch der Forts um Amsterdam auf ihre Kosten.

R 611 östlich Westkapelle auf Walcheren

Im Mündungsdelta der Schelde und des Rheins wurde jede Insel zu einer Stützpunktgruppe ausgebaut. Viel hat sich auf Walcheren (diese wichtigste Insel erhielt sogar den Status einer Festung) für den Erhalt von Festungsbauwerken des Atlantikwalls getan. Hier gibt es Vereinigungen, Stiftungen und Privatpersonen, die sich für den Erhalt der Bauwerke einsetzen und diese museal betreuen.

Um Breskens herum sind es wieder die Bauten der Landfront sowie einige Heeresküstenbatterien, die sich eines recht guten Erhaltungszustandes erfreuen. Leider sind die meisten der Anlagen abgeschlossen, einige wurden erst in den letzten Monaten der 2010er Jahre beseitigt.

An der Küste bis Cadzand ist nicht mehr viel vom Atlantikwall übriggeblieben. Hier lohnt aber wiederum ein Abstecher in das Landesinnere - beispielsweise ein Besuch der Batterie Groede. Die Familie kann man dort im Kleintierzoo parken ...

Literatur über das Thema Atlantikwall in den Niederlanden gibt es reichlich. Siehe dazu unsere DAWA Bücherliste.

 

Zur Vertiefung:

[1] DAWA Sonderband   5 - Die 5 cm Kampfwagenkanone im Atlantikwall  (Neuauflage in Farbe!)
[2] DAWA Sonderband 10 - Die Regelbauten des Heeres im Atlantikwall (vergriffen)
[3] DAWA Sonderband 13 - Panzersperren und andere Hindernisse
[4] DAWA Sonderband 18 - Militärmuseen in BeNeLux (Neuauflage in Farbe!)
  (mit Beschreibungen begehbarer Stellungen)
[5] DAWA Sonderband 30 - Bildband Heeresregelbauten, Teil 1
[6] DAWA Sonderband 31 - Bildband Heeresregelbauten, Teil 2 (Neuauflage 2017 in Farbe!)

    

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Stand: 22. März 2023

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