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Die Gliederung im Atlantikwall
eingesetzter Truppen
Stand 02.04.2016
Um die Struktur des Atlantikwalls nachvollziehbar zu machen,
werden nachstehend die wichtigsten Formen der taktischen Gebilde
aufgezeigt. Wir beschränken uns dabei auf grobe Schemata, die je nach örtlichen
Gegebenheiten natürlich immer anders ausgeformt wurde.
Festung
Diese in sich geschlossene Verteidigungseinheit war für wochenlangen autarken Kampf ohne Hilfe von außen
eingerichtet.
Belegungsstärke etwa eine Division mit sämtlichen Unterstützungstruppen auf
Divisionsebene samt Divisionsartillerie und bodenständig eingesetzter Artillerie
mit eigenständig agierendem Artilleriekommando sowie im günstigsten Fall mit
unterstellten Panzereinheiten in Bataillonsstärke. Hinzu kamen verstärkte
Logistik- und Führungseinheiten, Feldgendarmerie u.ä.m. Alles in allem waren in
einer Festung 10.000-20.000 Mann versammelt, wobei im Kampf die Besatzungsstärke
durch rückströmende Truppenteile (Beispiel: Cherbourg) oder Entsatz bzw.
Verstärkungstruppen (Beispiel: Brest) schnell anwachsen konnte.
Die britischen Kanalinseln sowie die verbliebenen Atlantikfestungen Lorient, St.
Nazaire, La Rochelle (mit La Pallice, den Inseln Ré und Oléron), Gironde Nord
und Süd sowie - oft vergessen, weil nicht unter den Begriff "Atlantik" fallend,
Dünkirchen, "hielten" sich bis 1945. Also nicht nur Wochen, sondern sogar
monatelang, ohne Unterstützung von außen. Wobei sie lediglich örtliche Angriffe
freier französischer Truppen (FFI) abzuwehren hatten, die eher darauf zielten,
die eingeigelten Deutschen zu stören, als deren Stellungen zu erobern. Eine
Ausnahme bildeten die beiden Gironde-Festungen, die noch im April 1945
erfolgreich angegriffen und erobert wurden. Eine völlig sinnfreie Prestigeaktion
der Franzosen, die unnütz viel Blut auf beiden Seiten forderte und auch hohe Kolateralschäden bei der Zivilbevölkerung und an der Infrastruktur mit sich
brachte. Royan wurde dabei fast vollständig zerstört.
Verteidigungsbereich
Eine in sich geschlossene Verteidigungseinheit zum
überregionalen Widerstand. Belegungsstärke etwa zwei Regimenter mit sämtlichen
Unterstützungs- und Reservetruppen auf Regimentsebene. Unterstellte
Artillerieeinheiten und - im günstigsten Fall - gepanzerte Einheiten in
Kompaniestärke sollten die Kampfkraft erhöhen und den bewaffneten Widerstand auf
Wochen hinaus ermöglichen.
Küstenverteidigungsabschnitt
Je nach Gefährdungsgrad eines Landeabschnittes waren
die zum Schutz desgleichen eingesetzten Divisionen mehr oder weniger
auseinandergezogen eingesetzt. Jeder Division war ein
Küstenverteidigungsabschnitt zugeteilt. Besaß die Division drei Regimenter,
wurde das dritte Regiment in zweiter Linie hinter die beiden am unmittelbaren
Küstensaum eingesetzten Regimenter gelegt und diente gleichzeitig als Reserve.
Als Gefechtsstände wurden der
Bequemlichkeit halber, statt Regelbauten, Schlösser und Gutshöfe
genutzt, auf deren Gelände sich aber bombensichere Unterstände befanden,
die bei Luftangriffen aufgesucht wurden. |
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Die operativen Reserven in Form von Flak-Verbänden (mot.) und Panzereinheiten
befanden sich einige Dutzend Kilometer im Hinterland in sogenannten
Bereitstellungsräumen. Sie gehörten an sich nicht zur Besatzung des
Atlantikwalls, konnten jedoch an stark befestigten Abschnitten (Pas de Calais)
über festungsmäßig ausgebaute Anlagen, beispielsweise Gefechtsstände, verfügen.
Es handelte sich um bewegliche Verbände, die je nach Bedarf an anderen Orten
eingesetzt wurden und dem KVA unterstellt waren.
Küstenverteidigungsunterabschnitt
Ein Divisionsbereich wurde von zwei bis drei
Regimentern, aufgeteilt auf Küstenverteidigungsunterabschnitte, belegt.
Die Truppen waren völlig autark,
sämtliche Unterstützungseinheiten, beispielsweise Sanitätskräfte, waren
im KVUA verfügbar.
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Mehrere Züge bzw. Kompanien, entweder motorisiert oder behelfsmäßig beweglich gemacht,
bildeten die Abschnittsreserve.
Stützpunktgruppe
Aus mehreren Stützpunkten und Widerstandsnestern
bestehender Verteidigungsverbund zur Sicherung strategisch wichtiger Punkte,
beispielsweise die Randpfeiler von Festungsbereichen.
Eine Stützpunktgruppe war für tagelangen
Widerstand ausgerichtet und besaß mehrere Rohre leichter und mittlerer
Artillerie zur Selbstverteidigung, die in dezentralisierten Unter- bzw.
Schartenständen einzelner Stützpunkte oder Widerstandsnestern
untergebracht waren. |
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Stützpunktgruppen standen
in Bataillons-, selten in Regimentsstärke unter einem zentralen Kommando. Eine
Stützpunktgruppe konnte neben ihren stationären Waffen auch über unterstellte
motorisierte Artillerie, bzw. einzelne Kampffahrzeuge (meistens veraltete
Beutemuster oder Pak auf SfL) verfügen. Diese Teilstreitkräfte waren dann
sinnvollerweise zu einem Reserve-Alarmzug zusammengefaßt.
Die Größe einer Stützpunktgruppe hatten auch die überschweren Marinebatterien im
Pas de Calais, die von schweren Flugabwehrbatterien geschützt wurden. Ähnliches
galt für stationär eingesetzte, überschwere Eisenbahnbatterien und die
Sicherungskräfte eines Fliegerhorstes im ständigen Ausbau.
Stützpunkt
Aus mehreren Widerstandsnestern bestehende
Verteidigungseinheit, ausgerichtet für einen tagelangen Widerstand.
Artilleristisch war ein Stützpunkt mit einzelnen Feldgeschützen und Panzerabwehrkanonen
ausgestattet.
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Die Besatzungsstärke lag etwa in
Kompaniestärke (100-180 Mann), wobei zur Reserve eine oder mehrere Gruppe(n)
eingesetzt war(en). Den Status eines Stützpunktes hatten auch Gefechtsstände ab
Regiment aufwärts, Panzerwerke (ausgestattet mit Maschinenwaffen unter Panzer),
Flugabwehrbatterien des Heeres, der
Luftwaffe und der Marine,
Heeres- und
Marineküstenbatterien sowie größere Funkmeßstellungen.
Widerstandsnest
Die kleinsten Verteidigungseinheiten bildeten
Widerstandsnester. Sie schützten punktuell taktisch wichtige Punkte wie
Strandabschnitte, kleinere Landmarken, Brücken, Straßen- und Wegekreuzungen.
Dafür standen der Besatzung leichte Panzerabwehrwaffen und leichte Artillerie
zur Verfügung. Die Munitionierung und Proviantierung war so bemessen, daß die
Besatzung mehrere Stunden bis zum Eintreffen von Reserven ihre Stellung halten
sollte. Die Besatzungsstärke lag in etwa bei einer Gruppe (0/1/9 Mann) bis hin
zu Zugstärke (1/3/20-50 Mann). Die taktische Reserve hatte Trupp- (2-5
Mann) oder Gruppenstärke (etwa 10 Mann). Zur Größe eines WN ist auch die Teileinheit eines Flugabwehrzuges zu
rechnen.
Oft ist die Unterscheidung zwischen
Widerstandsnest und Stützpunkt schwierig. Nach deutscher Definition ist
jede Verteidigungseinheit ein Stützpunkt, wenn Waffen ab 75 mm Kaliber
eingesetzt werden.
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Allein, dies dürfte kein eindeutiges
Unterscheidungsmerkmal sein. So waren die WN 62 am Omaha-Landeabschnitt und das
W 5 am Utah-Landeabschnitt mit Feldkanonen, Panzerabwehrgeschützen und sogar, im
Fall von W 5, mit einer 88 mm Flak ausgestattet - liefen aber offiziell unter
der Bezeichnung Widerstandsnest. Allerdings betrug die Besatzungsstärke auch
weit unter 100 Mann: sowohl in W 62 als auch in W 5 betrug die Besatzung in etwa
Zugstärke. Die Kommandanten bekleideten keinen Hauptmannsrang, disziplinarisch
gesehen waren die Soldaten beider Widerstandsnester ihren Kompanien unterstellt.
Posten
Zwischen den Widerstandsnestern lagen unter Umständen
einige hundert Meter unbewachte Geländestücke.
Um ein Einsickern von Kommando- und
Sabotagetrupps zu verhindern, wurden in Trupp- oder Gruppenstärke (2-10
Mann) Posten eingesetzt, die sich entweder in behelfsmäßigen
Unterkünften befanden oder einen Streifendienst ausgehend von und
zwischen den Widerstandsnestern versahen. |
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Wachen
Ebenso gering war die Besatzungsstärke bei Flug- und Küstenwachen,
Luftraumbeobachtungsposten, vorgeschobenen Beobachtern und Vorposten. Um
logistisch nicht völlig allein auf sich gestellt zu sein, waren diese in der
Nähe eines größeren Widerstandsnestes einzurichten.
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Nische für einen Küstenwachposten in der
Nordbretagne. |
Und dann gab es noch die unzähligen
Wachen an taktisch wichtigen Punkten im Hinterland, die oftmals in
betonierten Schilderhäuschen ihr zugewiesenes Objekt zu schützen hatten |
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